PLANIK 78 – Kompromisslos
Editorial |
Einen Kompromiss zu finden, das bedeutet Zugeständnisse zu machen. Sagt zumindest der Duden. Was er uns dabei verschweigt ist, wie viel Nerven und Kraft das kosten kann. Der Weg kann manchmal weit sein, auch wenn man sich auf der Mitte treffen will. Lohnt sich das dann überhaupt? Wenn am Ende der Kompromiss daraus besteht, das alle irgendwie gleichermaßen unzufrieden sind? Oder womöglich gar kein Kompromiss gefunden werden kann?
Ganz so schwarz-weiß ist die Realität des Kompromiss-Findens nicht, wie die Artikel zum Leitthema „kompromisslos“ in dieser Ausgabe zeigen. Der Artikel „Form follows function? Form creates oppurtunity!“ auf den Seiten 6-7 zeigt eine Interpretationsweise des bekannten und vermeintlich kompromisslosen Designleitspruchs „form follows function“. Als „eine Art Kompromiss im Bewusstsein, dass die Form nicht nur aus der Funktion entwickelt wird, sondern dem Nutzer erst die Funktion deutlich macht“, könnte man Louis Sullivans Architekturentwürfe beschreiben. Dieser Kompromiss spiegelt sich auch in der Architektur des Gebäudes auf der Titelseite wider.
Kompromisse sind darüber hinaus nicht immer statisch, wie der Artikel „Škocjan tudi? – St. Kanzian auch? Sind Minderheitenrechte verhandelbar?“ auf den Seiten 8-9 sehr anschaulich beschreibt.
Veränderte Rahmenbedingungen können die mühsam errungenen Mittelwege und Lösungen erneut ins Wanken bringen. Wobei neben dem Kompromiss als Endprodukt auch der Prozess des aufeinander Zugehens schon ein großer Erfolg sein kann.
So wichtig dieser Prozess für viele Thematiken ist, es gibt auch Aspekte, die sind unverhandelbar. „Dieses Recht ist kompromisslos.“, schreibt die Autorin des Artikels „Ich will das, was du nicht willst: (K)Ein Denkmal in Berlin“ auf den Seiten 20-21 und berichtet über die Notwendigkeit, Orte der Erinnerungen zu schaffen.
Ab jetzt also keine Kompromisse mehr? Oder braucht Demokratie Kompromisse und vor allem auch bisschen Kompromissbereitschaft?